Ich bin schwarz …

Aus der täglichen Aussendung von Gabor Steingart (Journalist in Deutschland) ein Auszug zum Thema, Schwarzer zu sein.

 

 

Sehr geehrter Herr Steingart,

mein Name ist Johannes Davi. Ich bin 25 Jahre alt. Gegenwärtig studiere ich Jura an der Universität Bielefeld. Ich habe letztes Jahr angefangen, Ihren Podcast zu hören. Nun höre ich diesen täglich!

 

Heute trete ich Ihnen mit einem ernsthaften Thema entgegen. Anhand meines Vor- und Nachnamens konnten Sie sicherlich nicht feststellen, dass ich ein deutscher Staatsbürger mit dunkler Hautfarbe bin. Ich bin mir sicher, dass Sie mich jetzt durch Ihre Augen nicht als minderwertig sehen, sondern vielmehr als ebenbürtig. Aber nicht alle denken so wie Sie! Gegenwärtig haben Sie öfter den globalen Schockzustand in den Medien angesprochen.

 

Wissen Sie? Ich bin in Hamburg geboren. Als ich sechs Jahre alt war, trennten sich meine Eltern. Meine Mutter lernte einen neuen Mann kennen. Dieser wohnte in Wacken. Folglich bin ich in Wacken, Schleswig-Holstein, aufgewachsen.“

 

Auf der neuen Schule in Wacken wurde mir klar, dass ich eine andere Hautfarbe habe. Ich wurde oftmals als ,Neger‘ bezeichnet und öfter verprügelt. Ständig wurde ich gefragt, warum ich so schwarz bin. Wasche ich mich etwa nicht? Ich hatte so viele Probleme in der Schule, dass ich einen Wunsch hatte ,Ich wollte weiß sein‘, weil mir das Leben so viel einfacher erschien, wenn ich genauso aussehen würde, wie die anderen Kinder, weiß.“

 

Als Kind musste ich in der Schule mit meiner Schulklasse ,10 – kleine Negerlein‘ singen. Gerechtfertigt damit, dass Neger kein Schimpfwort sei, sondern ,Nigger‘.“

 

Ich werde des Öfteren dafür gelobt, wie gut ich doch deutsch sprechen könne, obwohl ich hier geboren bin. Es werden oftmals Witze auf Kosten meiner Hautfarbe gemacht. ,Man sieht dich im Dunkeln nicht. Grinse doch mal.‘ Aber auch mit Affen wird man verglichen, wenn man eine schwarze Hautfarbe hat. Ich hätte zu lange in der Sonne gelegen, deshalb wäre ich so schwarz.“

 

Als ich in Bielefeld eine Wohnung suchte, schleppte ich die Eltern meines besten Freundes mit, weil sie weiß sind, denn ich hatte Angst, dass man mir aufgrund meiner Hautfarbe keine Wohnung vermieten würden.“

 

Es kommt nicht selten vor, dass ich im Flughafen aus der Schlange gezogen werde, nur weil ich eine andere Hautfarbe habe. Es geht nicht nur mir so, sondern vielen anderen schwarzen Menschen ebenfalls.“

 

Ab und an mal muss ich mir Sprüche anhören wie ,Verpiss dich in dein Land du Neger‘ und sonstiges.“

 

Meine Mutter sagte mir als kleines Kind, dass ich härter arbeiten müsse als die anderen, um das Gleiche zu bekommen.“

 

Das Leben ist ohnehin schon nicht einfach, aber ich werde mein ganzes Leben lang mit diesem Thema konfrontiert werden. Nicht nur ich, sondern alle People of Color. Den Kampf werden wir aber niemals aufgeben. Und mit dem WIR meine ich nicht nur schwarze Menschen, sondern auch alle weißen, die uns unterstützen!“

 

Gestern Abend habe ich (gemeint ist Gabor Steingart) mit Johannes Tété Séna Davi telefoniert und sein Einverständnis für die Veröffentlichung eingeholt. Ich finde, dieser junge Mann verdient nicht unser Mitleid, sondern unseren Respekt. Und unseren Mut verdient er auch: Besser wird es erst, wenn sein Kampf zu unserem wird. Wir sind nicht für alles verantwortlich, was im Zusammenleben der Menschen bisher an Grausamkeit und Lieblosigkeit geschah. Aber wir sind verantwortlich dafür, dass es nicht immer wieder geschieht.

 

 

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