Harald Walser: „Kommt die 3. Republik?“
Artikel erschien vor Kurzem in den VN (geschrieben von Harald Walser als Historiker, ehemaliger NR-Abgeordneter und AHS-Direktor)
Es wird kalt in der Republik. Genau heute vor 100 Jahren wurde sie in Zeiten von Hungersnot und politischer Instabilität gegründet. Vordringliches Ziel war damals, die Schwächsten in der Gesellschaft abzusichern. Wer alt oder krank war, arbeitslos oder arbeitsunfähig, der sollte nicht in Not und Elend gestürzt werden. Selbstverwaltete Gebietskrankenkassen, der schrittweise Ausbau der Pensionsversicherung und der 1918 beschlossene Acht-Stunden-Tag waren wesentliche Errungenschaften.
Doch die politischen Gegensätze wurden stärker, Brückenbauer wie der Vorarlberger Jodok Fink waren rar und die Auseinandersetzungen wurden immer gewalttätiger. Der Bürgerkrieg 1934 und die austrofaschistische Diktatur waren die Folge. Erst die Erfahrung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft führte nach 1945 zu einer erfolgreichen, de facto aber immer als „Zwangsehe“ empfundenen Zusammenarbeit von ÖVP und SPÖ.
Erfolgreich war diese vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht und beim Ausbau des Sozialstaates – übrigens auch in Zeiten von schwarzer und roter Alleinregierung. Negative Begleiterscheinungen aber traten insbesondere in den Neunzigerjahren deutlich zutage: Reformstillstand, Korruption bei Funktionären und zunehmende politische Lethargie bei vielen Menschen.
Die schwarz-blaue Koalition ab 2000 hat das gegenseitige Misstrauen geschürt, anschließend wurde die rot-schwarze Lähmung fast unerträglich. Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache gehen nun an den grundlegenden Umbau des Staates. Sie sind wie einst Jörg Haider auf dem Weg in eine nach ihren Vorstellungen gebaute 3. Republik. Damals wie heute sind die Kernpunkte ein Rückbau des Sozialstaats und die Schwächung der parlamentarischen Kontrolle zugunsten einer „starken“ Regierung. Was völlig fehlt, ist Sozialkompetenz.
Noch ist der Widerstand gegen diese Entwicklung schwach, zumal es sich nicht nur um ein österreichisches Phänomen handelt: Trump in den USA, Orbán in Ungarn, Erdoğan in der Türkei oder die Regierungspartei in Polen betreiben eine ähnliche Politik wie Kurz und Strache.
Nicht wenige bejubeln sogar den Abbau sozialer Errungenschaften wie Arbeitszeitgesetz oder selbstverwaltete Kranken- und Pensionskassen. Ihnen gaukelt man vor, die Gefahr für unsere Gesellschaft gehe von asylsuchenden Menschen aus. Der rigide Kampf gegen alles Fremde steht daher im Zentrum. Doch bei einer Sozialministerin, die glaubt, Menschen könnten bei uns mit 150 Euro im Monat auskommen, dürften demnächst auch einige „Bio-Österreicher“ ins Grübeln kommen. Es wird kalt in unserer Gesellschaft.
Peter Turrini meinte kürzlich: „Dieser Weg in die Erkaltung der Herzen, dieser allerneueste Klimawandel, hat einen symbolischen Anfang und kein absehbares Ende.“ Heißt dieses Ende gar „3. Republik“?
Vielen Dank an den Autor und die Vorarlberger Nachrichten für das OK zur Veröffentlichung
wir haben es doch mit momentanen (weiter unten genannten) fakten zu tun...
Wir haben noch nie in der Geschichte in so kurzer Zeit soviel produziert und trotzdem bleibt für den Großteil der Menschen immer weniger übrig. Verantwortlich sind auch die Handlanger in der Regierung.
soviel zum Thema "d'Regierung kürzt überall"
perfide finde ich deine @egger verallgemeinerungen (immer,überall).
12 h tag kommt,oder nicht?kürzungen,was projekte im bereich frauenrechte anbelangen kommen,oder nicht?beschneidungen der pressefreiheit geschieht gerade,odet nicht?kürzungen der mindestsicherung(die alle betreffen - hieasige,wie dötige) kommen,oder nicht?
augen auf!
Und dann wird gleichzeitig behauptet, man würde überall nur kürzen.
b) verschließt die augen.
c)hält die augen geschlossen.
es geht darum,dass man die augen aufhält! was passiert alles momentan?!
außerdem sand d metallar alad vorlag für andre berufsparta,abr na jo...vielliet verzichtat ja jemand uf sine erhöhung.du?
augen auf die herrschaften,as goht um alle-ned nur um dia paar weniga,dia dreck am hals hend!
"Die Sonne bringt es an den Tag"
Kein Angstpolitiker
ist lesenswert und könnte auch in dieses Forum gestellt werden.
Du hast leider vollkommene recht.
Schon letzte Woche haben diese „Echolkammer-Experten“ zwei Foren bereichert und zugemüllt. Das kann ja noch heiter werden
Wie es z.B. mit der Förderung von Kindern und Familien in Ungarn steht kann man hier nachlesen.
https://www.neopresse.com/europa/orbans-familienfoerderung-klappt-ungarn-bekommen-wieder-mehr-kinder/
Eine Partei die dieses kapitalistische System in Frage stellt, dass Menschen und Natur ausbeutet und zerstört, sehe ich weit und breit nicht. Solange sich die Leute, auch mit solchen Artikeln, vom wahren Problem ablenken lassen, wird sich noch lange nichts ändern.