Von „Theres an Hans“ – ein Brief aus dem 1. Weltkrieg

Wendelin Hammerer hat uns den Inhalt eines 102 Jahre alten Briefes zur Verfügung gestellt.

 

1916.05.31 Theres an Hans ; 5 Häuser in Schwarzach gebrannt

 

An : Herrn Bitsche Johann Einj. Freiw. Zugsführer 2. Feldkomp.
1. K.k. Land Schütz. Reg. Feldpost 242

 

Mein lieber Hans ! Großdorf , am 31. Mai 1916

 

Da es Dich wahrscheinlich am meisten interessiert , wie es bei der letzten Musterung ging, soll dies an erster Stelle kommen. Verheiratete wurden aus Großdorf keine genommen . Tauglich waren : Leo Rehm , Hans Sutterlütti v. Gebatz, Alois Liebschick , Josef Meusburger v. Stock u. Fischers Joso Knecht , letzterer gehört nach Schwarzenberg, ist ein Bruder vom Mariele auf der Wieshalde . Egger warens 2 die ich nicht kenne , Köb u. Hammerer. Lehrer Singer kam wieder mit dem Schrecken davon . Letzte Woche , ich meine am Freitag , brannten in Schwarzach 5 Häuser ab , in der Zeitung stand 10 , da waren aber die Stallungen auch dabei. Das Feuer kam im Hirschen aus , in der Nähe v. Löwen ( Post ) , auch die Handlung v. Seeberger brannte nieder. Den Brandstifter habe man jetzt , es sei ein ganz verkommenes 12 jähriges Bürschchen. Es soll gesagt haben , es wäre ihm ganz gleich , wenn halb Schwarzach verbrannt wäre. Gestern stand die übliche Bittprozession auch im Zeichen des Krieges. Es wurde verkündet , daß man hier um halb sechs fortgehe , wie gewöhnlich die Egger sich dann anschließen nach Großdorf u. dann werde hier gleich die Leiche des Jak. Heidegger abgeholt u. dann der Gottesdienst gehalten , worauf die Egger wieder abziehen sollten . wie ging’s nun hier ? Als die Großdorfer hinunter kamen , war ganz Egg in tiefem Schlafe . Ursache : die neue Zeit.

 

Egg geht nämlich mit der Alten , Großdorf mit der neuen Zeit. Einige lachten , andere schimpften , kurz , es war ein rechter Durcheinander. Die Großdorfer beteten dann in Egg einen Rosenkranz , da man doch nicht eine Stunde auf die Egger warten wollte. Als man dann fortging , kam der Pfarrer v. Egg . Als hier die Beerdigung u. der Gottesdienst vorüber war , kam dann die Egger Prozession u. hielt hier Gottesdienst . das schönste war, daß ein Egger Ministrant das Kreuz nahm u. mit den Großdorfern ging , da mußten die Egger ohne Kreuz herauf , während die Großdorfer keine Fahne hatten , weil kein Bub da war zum Tragen. In Egg trug ein alter Mann die Fahne. Es wurde schon beraten , wie man’s mit dem Egger Kreuz machen müsse, wenn die Egger nicht mehr kommen sollten. Heute ging‘s dann gemeinschaftlich ,die Dorfer mußten eben warten . ¾ Stund. Bei Anna ist man gestern in die Hillere , sie bleibt ( ungern ) daheim. Herzliche Grüße von uns allen , besonders v. Deiner Theres.

Deine Meinung

  1. 1918.01.27 Hans an Josef Wels am 27.1. 1918

    Brief vom Vater Johann Bitsche an seinen Sohn Josef

    Bitsche Fähnrich Stabsabteilung K.K. K Sch. Komp. VK I Wels

    an Bitsche Josef 3 Jahrgang Kath. Lehrerseminar Feldkirch Vorarlberg.

    Mein lieber Josef !

    Vor allem mein lieber Josef bewahre die Ruhe. Warum denn alles „ expreß „? Du wirst selber noch die Erfahrung machen, daß beim Militär nichts so Eile haben.
    Also Geduld. Deine Ansicht , mit dem Herrn Oberste alles ins Reine zu bringen ist kindlich naiv. Da ein Obersch ist nicht für jeden + wegen jeder Kleinigkeit da. Trotzdem kannst du dir nächsten Tage von mir die gewünschte Auskünfte erhalten. Werde dir genau berichten was du zu besorgen, was für Gesuche + Beilagen du brauchst. Du wirst auch gleich ansuchen um das Recht das Präsentsdienstjahr gleich abzudienen, damit deine jetzige Dienstzeit nicht umsonst geschieht u. Du vielleicht später nochmals das eig. Freiw. Jahr machen mußt. Die nächsten Tage genauen Bericht.

    Herzliche Grüße Dein Vater

    Enthebung ???

    Zensuriert Feldkirch
  2. 1918.01.27 Josef an Vater Musterung

    Lieber Vater ! Feldkirch 27.1.1918

    Habe gestern Deine lb. Brief vom 22.1. erhalten. Besten Dank dafür. Inzwischen wirst du wohl meinen Expreßbrief bekommen haben. Heute möchte ich nun noch einige Bitten hinzufügen. Wenn ich nämlich bei der Bezirkshauptmannschaft den Eintrittschein haben will , muß ich die Zustimmung des Vaters vorweisen . Sei also so gut und schicke sie mir auch , wenn Du es noch nicht getan hast. Du fragst , wie es am Spieltag war ? Mein, ganz einfach. Ich fuhr am 14. nach Bregenz zum Firmgöte. Dort übernachtete ich und holte am Morgen des 15. meine Großdorfer Kameraden am Bahnhof ab. Dann gingen wir sofort in den „Löwen „ , wo die Musterung war. Nachher ließen wir uns beim Ritsch – Lau photographieren .
    Man machte 2 Aufnahmen . Ich schicke Dir die Karte , sobald ich sie bekomme. Einen „ Rausch „ hatten wir nicht. Ich war am Abend so nüchtern wie beim Firmgöte, früher war ich auch nicht; trotzdem kam ich mit meinen Kameraden sehr gut aus. Auch von ihnen hatte keiner einen Feigel.

    Viele Grüße : Dein dankschuldiger Josef


    Abs: Josef Bitsche Lehrerseminar Feldkirch

    An: Wohlg. Herrn Johann Bitsche

    K.K. Fähnrich 1.K.K. Kais. Schütz . - Kpt. Stabsabteilung Wels OÖ


  3. Brief vom Sohn Josef an seinen Vater Hans Bitsche vor 100 Jahren. Josef Bitsche ist 1900 in Großdorf geboren und studierte während des Krieges in Feldkirch . 1918 kam er zur Musterung .
  4. Jakob Heidegger war Schuhmachermeister und starb mit 76 Jahren
  5. Johann Bitsche geb. 1877 war Lehrer und Imker in Großdorf und von 1915 bis 1918 im Kriegsdinst. Seine Frau Theresia geb. Feurstein vom Adler und Lehresgattin schrieb ihm Wöchentlich Briefe über die Neuigkeiten im Dorf und Bregenzerwald. Somit haben sich über 6-bis 700 Briefe angesammalt über die Kriegszeiten im Bregenzerwald die Theres ihrem Mann Hans gesendet hatte .